Schiff-Ahoi im maritimsten Fuhrpark Hamburgs

„Ein Schiff wird kommen“ – das berühmte Lied aus den 70er werden Christopher Braun und Karsten Schönewald wohl noch aus ihrer Jugend kennen. Ein Titel, der in ihrer heutigen Position als Geschäftsführer der Flotte Hamburg ganz besondere Bedeutung erlangt. Denn auch bei ihrem „Fuhrpark auf dem Wasser“ gilt, dass ein Schiff kommen wird, sobald ihre Kunden eins brauchen. Rund 50 Schiffe und 40 Schuten werden von der 100%-igen Tochtergesellschaft der HPA im Bareboat-Charter oder inklusive Besatzung angeboten. Wie die Flotte bei ihren Kunden, beim Umweltschutz und für die Zukunft aufgestellt ist, vermittelt unser Interview.

Name:                         Karsten Schönewald
Bei der HPA:               seit 2009
Position:                     Geschäftsführer Flotte Hamburg GmbH & Co. KG

Nach dem Studium an der Universität Kassel folgten für den Diplom-Ingenieur und Schweißfachingenieur verschiedene Stationen im Infrastruktur-Segment der Deutschen Bahn AG, zuletzt im Management der DB Netz AG in Nordrhein-Westfalen. Ende 2009 wechselte er zur HPA und verantwortete dort den Bereich Bahntechnik mit der Steuerung und Durchführung der Instandhaltung und der Ersatzinvestitionen der Hamburger Hafenbahn. Parallel leitete er von 2010 bis 2014 das Projekt Spreehafen zum Neubau des zentralen Instandhaltungsstützpunktes und der Werkstatt der Hafenbahn. Im Mai 2016 übernahm er die Leitung der Flotte der HPA und war gleichzeitig als Projektleiter verantwortlich für die Entwicklung und Implementierung des übergreifenden Flottenmanagements der Freien und Hansestadt Hamburg.

Im Juli 2017 wurde Karsten Schönewald zum Geschäftsführer der Flotte Hamburg GmbH & Co. KG berufen.

Name:                         Christopher Braun
Bei der HPA:               seit 2017
Position:                     Geschäftsführer Flotte Hamburg GmbH & Co. KG

Christopher Braun hat in unterschiedlichsten Führungsfunktionen der Berliner und Hamburger Verwaltung vielseitige Erfahrungen sammeln können. Vor dem Wechsel zur Flotte Hamburg hat er nach 18 Jahren in der Berliner Senatskanzlei die Landesvertretung Hamburgs beim Bund geleitet und wechselte anschließend als Amtsleiter in die Hamburger Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, wo er als Leiter der Zentralverwaltung u.a. für das Personal, die Finanzen und das Beteiligungsmanagement der Behörde verantwortlich war.

Chris­to­pher Braun über­nahm zum 1. Au­gust 2017 den Vor­sit­z der Ge­schäfts­füh­rung und lei­tet zu­sam­men mit sei­nem Ge­schäfts­füh­rungs­kol­le­gen Kars­ten Schö­ne­wald die Ge­schi­cke des Un­ter­neh­mens.

Was sind die Vorteile der Flotte Hamburg?

Christopher Braun: „Die Kunden der Flotte werden vom Geschäft einer eigenen Bereederung und der Vorhaltung eigener Schiffe entlastet und können sich so auf ihre eigentlichen Kernaufgaben konzentrieren. Jeder macht das, was er am besten kann. Die Flotte setzt die Schiffe multifunktional und kundenübergreifend ein, so dass teilweise erhebliche Synergien entstehen. Unter gewissen Rahmenbedingungen kann jeder Kunde auf alle Schiffe des Pools zugreifen. Unter dem Strich kann die gleiche oder höhere Performance mit weniger Schiffen erbracht werden.

Die hohen Verfügbarkeitsanforderungen unserer Kunden stehen dabei stets im Vordergrund. Weiterhin profitieren die Kunden von erhöhten Einkaufsvolumina und einer übergeordneten Instandhaltungsstrategie. Transparenz gegenüber den Kunden und eine möglichst langfristige Stabilität der Charterraten haben für uns eine große Bedeutung.“

Was bedeutet es, ein Full-Service-Dienstleister zu sein?

Karsten Schönewald: „Full-Service-Dienstleistung bedeutet, dass wir den Kunden speziell auf sie abgestimmte Verfügbarkeit anbieten. Wir stellen zum Beispiel sicher, dass die Polizei jederzeit die zu ihrer Aufgabenerfüllung notwendigen Bootskapazitäten zur Verfügung hat. Um die Vorhaltung von Redundanzen und die gesamte Instandhaltung kümmern wir uns. Wir sind aber auch in der Lage Spitzenlasten, zum Beispiel zum Hafengeburtstag, abzudecken. Je nach Kunde bieten wir die Schiffe inklusive Besatzung oder im Bareboat-Charter an.“

Wer nimmt den Schiffspool alles in Anspruch?

Christopher Braun: „Derzeit verschiedenste Sparten der Hamburg Port Authority (vor allem Waterside Infrastructure, Technical Division und Port Estate sowie das Oberhafenamt), die Wasserschutzpolizei, die Feuerwehr und der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer LSBG. Wir bedienen aber auch Kunden über diesen Kreis hinaus.“

Was raten Sie potentiellen Kunden?

Christopher Braun: „Neue Kunden können sich an unsere Abteilung Flottenservices wenden, wo Ihnen maßgeschneiderte Angebote gemacht werden und entsprechende Schiffsnutzungsverträge angeboten werden. Die Bestandskunden werden dann durch die Abteilungen Flottenbetrieb und Flottentechnik betreut. Es stehen rund um die Uhr Ansprechpartner zur Verfügung.“

Gibt es Voraussetzungen für die Inanspruchnahme?

Christopher Braun: „Grundsätzlich sehen wir uns als Flottenmanagement der städtischen Hamburger Schiffe. Kunden sind also in der Regel Behörden, Institutionen und Firmen der FHH. Die Zugehörigkeit zur städtischen Verwaltung ist aber keine Voraussetzung um bei uns Kunde zu werden.“

Die Flotte sieht sich als Vorreiter beim Umweltschutz. Was heißt das?

Karsten Schönewald: „Parallel zum Senatsbeschluss zur Gründung des städtischen Flottenmanagements gab es ein bürgerschaftliches Begehren mit dem Ziel, die Flotte im Sinne einer Vorreiterrolle umweltfreundlich auszurichten. 

Wir stellen uns dieser Herausforderung durch ein 5-Säulen-Konzept. Dieses umfasst innovative Treibstoffe, die umfassenden Abgasnachbehandlungen beim Bau von zukünftigen Schiffe und für Bestandsschiffe, die Weiterentwicklung innovativer Antriebskonzepte sowie den umweltfreundlichen Schiffsbetrieb."

Und wie sieht es mit der Digitalisierung von Arbeitsabläufen aus?

Christopher Braun: „Im Bereich der Digitalisierung stehen wir noch am Anfang. Wir haben alle Arbeitsprozesse der Flotte aufgenommen und dokumentiert und im Hinblick auf Digitalisierungspotenziale untersucht.

Im Bereich der Leistungserfassung, Abrechnung und Disposition haben wir IT-Systeme implementiert, wo früher mit Papier gearbeitet wurde. Nicht zuletzt haben wir alle Schiffe mit Tablets ausgerüstet und in die neue Systemlandschaft integriert. Wir sehen insgesamt noch erhebliche Potenziale, die wir gerne zukünftig ausnutzen wollen.“

Wie sieht die Entwicklung der Flotte aus?

Karsten Schönewald: „Die Flotte wird ständig bedarfsgerecht weiterentwickelt. Unser Schwerpunkt liegt aktuell auf der Erneuerung der Hamburger Löschbootflotte. Wir planen noch im Laufe des Jahres das große neue Hamburger Löschboot in Betrieb zu nehmen.

Dieses Boot ist speziell auf die Anforderungen der Hamburger Feuerwehr ausgerüstet und hält weltweiten Vergleichen großer Seehäfen stand. Gleichzeitig beginnen wir mit der Planung zweier weiterer Löschboote, die zur Erhöhung der Effizienz nicht nur bei der Feuerwehr sondern zum Beispiel auch in der Brückenprüfung eingesetzt werden könne. Eines dieser Boote wird ständig von der Feuerwehr besetzt, das andere erledigt routinemäßig andere Aufgaben und kann bei Bedarf kurzfristig der Feuerwehr zur Verfügung gestellt werden.“


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